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Beiträge von Elea

Zum Reloaded-Orakeldialog

Orakel: "Because you didn't come here to make a choice, you already made it, you're here to try to understand why you made it."

Dazu Arthur Schopenhauer in "Die Welt als Wille und Vorstellung", Erster Band, Viertes Buch, §55, S. 338 der Brockhausausgabe von 1908.

"Hier liegt nun aufs Deutlichste vor uns der Einheitspunkt jenes großen Gegensatzes, die Vereinigung der Freiheit mit der Nothwendigkeit, [...]. Jedes Ding ist als Erscheinung, als Objekt, durchaus nothwendig: dasselbe ist a n s i ch Wille, und dieser ist völlig frei, für alle Ewigkeit. Die Erscheinung, das Objekt, ist nothwendig und unabänderlich in der Verkettung der Gründe und Folgen bestimmt, die keine Unterbrechung haben kann. Das Daseyn überhaupt aber dieses Objekts und die Art seines Daseyns, d.h. die Idee, welche in ihm sich offenbart, oder mit anderen Worten, sein Charakter, ist unmittelbar Erscheinung des Willens. In Gemäßheit der Freiheit dieses Willens, könnte es also überhaupt nicht daseyn, oder auch ursprünglich und wesentlich ein ganz Anderes seyn; wo dann aber auch die ganze Kette, von der es ein Glied ist, die aber selbst Erscheinung desselben Willens ist, eine ganz andere wäre: aber einmal da und vorhanden, ist es in die Reihe der Gründe und Folgen eingetreten, in ihr stets nothwendig bestimmt und kann demnach weder ein Anderes werden, d.h. sich ändern, noch auch aus der Reihe austreten, d.h. verschwinden. Der Mensch ist, wie jeder andere Theil der Natur, Objektität des Willens: daher gilt alles Gesagte auch von ihm."


Orakel: "We can never see past the choices we don't understand."

Dazu an selber (...) Stelle, S. 342.

"Abgesehen davon, daß, weil der Wille, als das wahre Ding an sich, ein wirklich Ursprüngliches und Unabhängiges ist, auch im Selbstbewußtseyn das Gefühl der Ursprünglichkeit und Eigenmächtigkeit seine, obwohl hier schon determinirten Akte begleiten muß, - entsteht der Schein einer empirischen Freiheit des Willens (statt einer transscendentalen, die ihm allein beizulegen ist), also einer Freiheit der einzelnen Thaten, aus der [...] subordinierten Stellung des Intellekts gegen den Willen. Der Intellekt nämlich erfährt die Beschlüsse des Willens erst a posteriori und empirisch. Demnach hat er, bei einer vorliegenden Wahl, kein Datum darüber, wie der Wille sich entscheiden werde. Denn der intelligible Charakter, vermöge dessen, bei gegebenen Motiven, nur e i n e Entscheidung möglich und diese demnach eine nothwendige ist, fällt nicht in die Erkenntniß des Intellekts, sondern bloß der empirische [Charakter] wird ihm, durch seine einzelnen Akte, successiv bekannt. Daher also scheint es dem erkennenden Bewußtseyn (Intellekt), daß, in einem vorliegenden Fall, dem Willen zwei entgegengesetzte Entscheidungen gleich möglich wären. Hiermit aber verhält es sich gerade so, wie wenn man, bei einer senkrecht stehenden, aus dem Gleichgewicht gerathenen Stange, sagt 'sie kann nach der rechten, oder nach der linken Seite umschlagen', welches 'kann' doch nur eine subjektive Bedeutung hat und eigentlich besagt 'hinsichtlich der uns bekannten Data': [...]"

Zur Smith-Explosionsszene.

Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band, Zweites Buch, Kapitel 22, Seite 325 der Brockhausausgabe von 1908:

"Wir haben nämlich erkannt, daß die ursprünglich erkenntnißlose und im Finstern treibende Kraft der Natur, welche, wenn sie sich bis zum Selbstbewußtseyn emporgearbeitet hat, sich diesem als Wille entschleiert, diese Stufe nur mittelst Produktionen eines animalischen Gehirns und der Erkenntniß, als Funktion desselben, erreicht, wonach in diesem Gehirn das Phänomen der anschaulichen Welt entsteht. Nun aber dieses bloße Gehirnphänomen, mit der seinen Funktionen unwandelbar anhängenden Gesetzmäßigkeit für das, unabhängig von ihm, vor ihm und nach ihm vorhandene, objektive Wesen an sich selbst der Welt und der Dinge in ihr zu erklären, ist offenbar ein Sprung, zu welchem nichts uns berechtigt. Aus diesem mundus phaenomenon, aus dieser, unter so vielfachen Bedingungen entstehenden Anschauung sind nun aber alle unsere Begriffe geschöpft, haben allen Gehalt nur von ihr, oder doch nur in Beziehung auf sie. Daher sind sie, wie Kant sagt, nur von immanenten, nicht von transcendenten Gebrauch: d.h. diese unsere Begriffe, dieses erste Material unseres Denkens, folglich noch mehr die durch ihre Zusammensetzung entstehenden Urtheile, sind der Aufgabe, das Wesen der Dinge an sich und den wahren Zusammenhang der Welt und des Daseyns zu denken, unangemessen; ja, dieses Unternehmen ist dem, den stereometrischen Gehalt eines Körpers in Quadratzollen auszudrücken, analog.

Denn unser Intellekt, ursprünglich nur bestimmt, einem individuellen Willen seine kleinlichen Zwecke vorzuhalten, faßt demgemäß bloße R e l a t i o n e n der Dinge auf und dringt nicht in ihr Inneres, in ihr eigenes Wesen: er ist demnach eine bloße Flächenkraft, haftet an der Oberfläche der Dinge und faßt bloße species transitivas, nicht das wahre Wesen derselben.

Hieraus eben entspringt es, daß wir kein einziges Ding, auch nicht das einfachste und geringste, durch und durch verstehen und begreifen können; sondern an jedem etwas völlig Unerklärliches übrig bleibt."

Das paßt sehr schön auf Smith's Unverständnis von Neos Handlungsweise, wie es auch seine Sicht der Begriffe "Freiheit", "Liebe", etc. beschreibt. Um die Antwort "Because I choose to." im Schopenhauerschen Sinne zu verstehen, bedarf es anderer Zitate. Dieses Zitat aber enthält die ästhetische Idee eines in die Fläche ausufernden Intellektes, welcher in Revolutions eben durch Smith dargestellt wird.


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